„Auf meiner Lebensreise gibt es nur Opfer.“

Von
Dr. Rolando Schadowski
Foto: Philip Schlaffer

Foto: Philip Schlaffer

Das sagte Extremislos Philip Schlaffer über den Extremisten und Neonazi Philip Schlaffer und man hat die gesamten Zeit den Eindruck, als redete er über eine andere Person, über einen Fremden, der nur von Hass, Macht und Gewalt träumt. Aber nein; Philip Schlaffer, Jahrgang 1978 beschrieb sich selbst in sehr persönlichen, emotionalen Worten, untermalt mit Fotos aus seinem „Familienalbum“, seine ureigene Geschichte des Werdens zum radikalen Extremisten, Gewalttäter, NPD-Mitglied und Republikaner, Werwolfshop-Betreiber hin zum Aussteiger aus dieser Lebensreise, in der es nach seiner Meinung nur Opfer gab.

Foto2: Philip Schlaffer
Foto2: Philip Schlaffer

Mit 14/15 Jahren begann sein schleichender Einstieg in die rechtsextreme Szene, um der Einsamkeit des pubertären häuslichen Jugenddaseins zu entfliehen und findet in den rechtsextremen Gruppen seine „neue Familie“. Die bestärkt den unsicheren Jugendlichen und füttert ihn mit rechter Musik und dem üblichen rechten Gedankenmüll. Das erste Opfer seiner Lebensreise war seine Familie, seine Eltern. Und seine Schwester, die mit 19 aus dem elterlichen Haus auszog bzw. flüchtete, weil sie Angst vor ihrem (gewaltbereiten) Bruder hatte. Dann waren alle Feinde, alle Nichtdeutschen die Opfer des Extremisten Schlaffer. Schlägereien standen auf der Tagesordnung. Die Bewaffnung mit Messern, Pistolen und mit einer Kalaschnikoff folgten. Ebenso Körperverletzungen, Drogenhandel, organisierte Kriminalität, Gerichtsverhandlungen, Bewährung und Knast. Eine abgeschlossene Welt des Rechtsextremismus für sich und gegen alle anderen. Bis zu einer Silvesternacht 2007 in Wismar, als in seinem Szeneclub ein Mann von mehreren Rechtsextremisten totgeschlagen wurde; der Silvestermord von Wismar. Schlaffer selbst war da nicht dabei. Aber es bewirkte neue Denkprozesse und den langsamen Beginn des Reflektierens über diesen Teil seiner Lebensreise. Eine Art Burn Out lässt ihn zum Telefon greifen und seine Mutter anrufen. Die hielt zu ihm, immer noch. Das hilft ihm.

Philip Schlaffer gelingt der Ausstieg aus der Lebensreise Teil 1 und der Einstieg in Teil 2. In der widmet er sich jetzt in Schülerseminaren der Extremismusprävention als Deradialisierungstrainer. Und die kommt an. Mucksmäuschenstill ist es in der Aula des Barlachgymnasiums in Schönberg am Vormittag des 27. Februar 2025. Schlaffer stellt viele Fragen an die 10klässler. Die Antworten folgen kurz, spärlich. Manchmal gar nicht. Aber die Rückfragen an Philip Schlaffer im Anschluss der Veranstaltung sind vielfältig.

Die Feedbackbögen werden von den Schülern der 10. Klassen in Schönberg freiwillig und zahlreich ausgefüllt. Die Ergebnisse (natürlich anonymisiert) dessen ergänzen wir hier, sobald sie uns vorliegen.

Foto3: Philip Schlaffer
Foto3: Philip Schlaffer