Zeitzeugengespräch "Frauen in Haft" am 27.06.24

Thema

Kooperation mit der Friedrich-Naumann-Stiftung sowie der Landeszentrale für politische Bildung LpB

Am gestrigen Abend hatten wir eine wirklich gelungene Veranstaltung unserer Stiftung. Gemeinsam mit der Friedrich Naumann Stiftung und der Landeszentrale für politische Bildung hatten wir in die Dokumentations- und Gedenkstätte Rostock zum Gespräch „Frauen in Haft“ mit Regina Labahn und May-Britt Krüger eingeladen und über 40 Gäste und Interessierte haben sich vor Ort eingefunden. Sehr einfühlsam moderiert wurde dieses Gespräch mit den Zeitzeugen von Dr. Steffi Brüning, Historikerin und Leiterin der Dokumentations- und Gedenkstätte Rostock.

Regina Labahn, aufgewachsen auf Usedom, wollte die DDR gemeinsam mit ihrer Familie verlassen. Nach dem ersten Ausreiseantrag 1980 folgten Repressionen für die gesamte Familie inklusive der drei gemeinsamen Kinder. Das Ehepaar Labahn wurde zweimal verhaftet und verurteilt – Regina Labahn musste daraufhin das berüchtigte Frauengefängnis Hoheneck erleben. Nach der langen Trennung und der Ausreise aus der DDR baute sich die Familie ein Leben im Rheinland auf, wo das Ehepaar bis heute lebt.

May-Britt Krüger, aufgewachsen in Rostock, wurde im August 1989 ein Fluchtversuch vorgeworfen. In Dummerstorf bei Rostock verhaftet, erlebten May-Britt Krüger und ihr Vater die Rostocker Untersuchungshaft der Staatssicherheit ab August 1989 und zählten damit zu den letzten politischen Inhaftierten der heutigen Dokumentations- und Gedenkstätte Rostock. Nach einer Amnestie kamen beide Anfang November 1989 frei. May-Britt Krüger verließ Rostock, entschloss sich schließlich aber zur Rückkehr. 

May-Britt Krüger und Regina Labahn stehen exemplarisch für eine Vielzahl von Betroffenen politischer Verfolgung in der DDR der 1980er Jahre. Wie verliefen ihre Lebenswege? Wie erlebten die beiden Frauen die Ermittlungen, Inhaftierungen und Verurteilungen aus politischen Gründen? Welche Folgen und Lehren ziehen sie aus der Vergangenheit? Und wie schätzen sie heute die Aufarbeitung der Geschichte der DDR und die Erinnerungsarbeit ein? 

Im Anschluss an das Gespräch konnte ein Ausschnitt der Ausstellung „Frauenzuchthaus Hoheneck. Ort des Justizterrors“ des Vereins Der Frauenkreis der ehemaligen Hoheneckerinnen e.V. in der DuG besichtigt werden. 

Arno Esch, Regina Labahn und May-Britt Krüger haben zumindest ein gemeinsam: Sie mussten am eigenen Leib und Leben erfahren, was es heisst, in einem autoritären Staat DDR eine eigene Meinung für mehr Freiheit und mehr Eigenverantwortung zu haben. Der junge „Rechts-“ Staat DDR reagierte mit Willkür, Gewalt, Inhaftierung und Hinrichtung. Das haben die Berichte und Schilderungen der beiden zeitzeugen noch einmal eindrucksvoll vermitteln können und gehört daher auch immer wieder ins Programm der politischen Bildung unserer Stiftung.

Sofern sich bei Ihnen in Ihrer Region Interesse an einer Neuauflage dieses Zeitzeugengesprächs wiederfindet, lassen Sie es uns wissen. Gern fragen wir bei den Beteiligten an und bereiten dann einen weiteren Veranstaltungstermin in Ihrer Region für Sie vor.

Hier einige Impressionen der Veranstaltung:

Haftanstalt
Besucher
Besucher2
Burghard Bley
Der Landesbeauftragte für die Aufarbeitung der SED-Diktatur: Burghard Bley
Dr. Steffi Brüning
Dr. Steffi Brüning, Leiterin der Dokumentations- und Gedenkstätte in Rostock
Zeitzeuginnen
Regina Labahn und Bay-Britt Krüger, die Zeitzeuginnen
Dr. Rolando Schadowski
Dr. Rolando Schadowski AES